Klaus-Dieter Böhm
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1.1.2 Glossar Kimono

Zur historischen Entwicklung des Kimono haben kulturelle Einflüsse der chinesischen Táng-Zeit = -chô, 618–906, und die offene Bauweise der japanischen traditionellen Häuser =machiya / minka beigetragen. Um sich gegen einströmende Nässe und Zugluft innerhalb eines Hauses zu schützen, entwickelte sich der Brauch, mehrere Kleidungsstücke in Schichten übereinander zu tragen – „Zwiebelprinzip“. Die zahlreichen Schichten inspirierten zu Farbkombinationen mit kontrastreichen oder sanften Abstufungen. Ein gestepptes Untergewand aus Seide mit schmalen Ärmeln = kosode war das Basismodell der Kleidung für Damen und Herren des Adels seit dem 12. Jh. und sein Schnitt gilt als Vorläufer des Kimono. Um dieses Untergewand zusammenzuhalten, wurde ein Gürtel aus Stoff = obi benutzt. Ergänzend kam eine mantelartige Jacke = uchikake für die kalte Jahreszeit oder bei besonderen Anlässen hinzu. Aufgrund der Abgrenzung von traditioneller Kleidung = wafuku und westlicher Kleidung = yôfuku ab dem 18. Jh. der Edo-Zeit, 1603–1867, setzte sich der Begriff Kimono begrenzt auf die traditionelle klassische Oberbekleidung für Frauen und Männer durch. Gleichzeitig entwickelt sich der weiche Bindegürtel = obi bei den Frauen zu einem breiten auffälligen Schmuckgürtel. Die Modernisierungen im Zuge der Meiji-Reformen = Meiji no kakushin ab dem Jahr 1868 wirkten sich auch auf den Bereich der Bekleidung aus. Als modern gilt derjenige, der sich nach westlicher Mode kleidet. In der heutigen Zeit überwiegt eindeutig westliche Kleidung, wobei traditionelle Kleidung eher bei Frauen und auf dem Lande oder aber bei festlichen Anlässen wie der Volljährigkeitsfeier = seijin no hi und der Hochzeitsfeier = kekkonshiki anzutreffen ist. Unverändert wird traditionelle Kleidung von shintôistischen Priestern und buddhistischen Mönchen sowie Ausübenden der traditionellen Darstellenden Künste und Ausübenden der traditionellen Kampfkünste getragen.


Jeder Kimono wird aus einer einzigen Stoffrolle mit den festen Abmessungen 0,36 m breit x 12,00 m lang = >tanmono geschneidert, die in acht Einzelstücke zugeschnitten werden, die wiederum in geraden Nähten zusammengehalten werden:

➣zwei Rückenbahnen für den Rückenteil = ushiromigoro 後ろ身頃 und zwei Vorderbahnen für den Vorderteil = zenbu 前部, die gleich groß sind und um den Körper gewickelt bis zu den Fußknöcheln reichen

 ➣zwei kleinere Stoffbahnen für die beiden Ärmel = sode 袖 einschließlich Ärmeltaschen = tamoto

➣zwei Überlappungsstreifen = okumi, die aus zwei halb so breiten Stoffbahnen geschneidert werden

➣eine schmale Stoffbahn in Breite der Rückenbahnen / Vorderbahnen für den Kragen = eri / honeri.


Farben, Materialien, Motive, Muster eines Kimono werden durch eine Kombination von Faktoren beeinflusst,

 die sich einerseits ausrichten

an dem aktuellen Monat – wie für Januar die Farbkombinationen blasses Grün 浅い緑色 auf Purpurrot 真紅 und für Oktober Rosa 桃色 mit Schieferton 頁岩,

an der aktuellen Jahreszeit  – wie im Frühling Kirschblüten 桜 / wie im Herbst gefärbte Ahornblätter 楓葉

an einem jahreszeitlichen Ereignis – wie im Januar Kiefer 松 zu Neujahr = shôgatsu und wie im Mai Iris = shôbu zum Tag der Kinder = kodomo no hi oder

einem festlichen Anlass – wie furisode zum Tag der Volljährigkeit = seijin no hi oder shiromuku zur Hochzeitszeremonie = kekkonshiki

➣die anderseits abgestimmt sind

auf das Alter, das Geschlecht, den Familienstand

auf den sozialen Status der Person.